Florence Ein Loch in den Lieblingssocken, wie ärgerlich! Häufig zieht man sie anschließend noch ein paarmal an, weil man sich nicht trennen will. Kommt dann aber der große Zeh durch das Loch oder die Ferse liegt völlig blank, werden sie, wenn auch schweren Herzens, aussortiert und weggeworfen.
Würde man sie stopfen, könnten sie noch mindestens eine Saison die Lieblingssocken bleiben. Aber ehrlich: Weshalb sollte man sich mindestens eine halbe Stunde hinsetzen, um einem Paar Socken eine längere Lebensdauer zu ermöglichen?
Der große Nutzen
Sicher, wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Vieles landet auf dem Müll, weil es nicht mehr wie neu aussieht. Artikel im Geschäft enden im Container, weil die Verpackung aufgerissen ist, oder werden, mit etwas Glück, zum Schleuderpreis abgegeben. Dieses verwöhnte Konsumverhalten schmälert aber unsere Ressourcen, verbraucht Finanzen und nimmt uns den Respekt vor Dingen, die letztlich von uns selbst produziert wurden. Wie soll man etwas wertschätzen, wenn man es in kürzester Zeit für wenig Geld ersetzen kann, weil die Farbe nicht mehr gefällt?
Bleiben wir bei dem Sockenbeispiel. Socken werden heute in der Regel aus minderwertigem Material maschinell hergestellt. Sie sind auf kurze Haltbarkeit produziert, damit bald wieder neuer Bedarf ist und Gelder fließen. Hochwertige Socken sind entsprechend teuer. Sie halten aber, richtig behandelt und ein- oder zweimal gestopft, auch gerne mal zwanzig Jahre. Und das in einem sehr guten Zustand. Werden kleine Löcher frühzeitig repariert, braucht man auch keine Riesenrestauration der Socken durchzuführen. Außerdem kann man an kleinen Defekten besser üben, wie man Ausbesserungsarbeiten ordentlich und kaum sichtbar hinbekommt.
Was hat man davon? Sockenstopfen kann eine meditative Beschäftigung sein. Denn jedes Loch ist anders und muss individuell angegangen werden, um es gut zu verschließen. Ist die Socke dann wieder für weitere Tragestunden bereit, erfüllt es mit Stolz, dass man das selbst hinbekommen hat. Vielleicht kommt in der Folge auch die Neugier darauf, selbst einmal Socken zu stricken – eine weitere Möglichkeit, hochwertige Kleidungsstücke für wenig Geld selbst herzustellen, zu tragen oder damit als persönliches Geschenk andere zu begeistern.
